Freie Texte (3)

Freie Texte

Spätsommer-Romanze

Meine Augen sind noch klebrig. Muss mich bemühen, sie ganz zu öffnen. Der Rotwein liegt schwer in meinem Kopf. Ich schmecke den Zigarettenrauch auf meiner Zunge. Pelzig und trocken. Als ich die Augen öffne, schwimmt das Bild. Du liegst da. Schläfst noch. Ganz tief. Und sehr friedlich. Ich beobachte dich gern dabei. Schön bist du. Mustere deine Nase, die so wunderschön eben in deinem Gesicht ruht. Schaue auf deine sinnlichen Lippen. Erinnere mich an vergangene Nacht, schmecke deine Küsse noch auf ...
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Frieden

Ich wache auf Es ist ruhig Ich mache die Augen auf Es ist friedlich Alles in mir fühlt sich ruhig und warm an Ich wache auf Diese eine Sekunde zwischen Träumen und Wachen Dieser eine Moment ist friedlich und vollkommen Diese eine Sekunde ist perfekt Dann ... Fange ich an zu denken Der Krieg geht los Die Schwere überfällt mich Alles fühlt sich an wie gelähmt Der Kopf lacht hämisch Er bewirft mich gerade zu mit Gedanken Er hört nicht auf! Wann hört das auf? Dann sortiere ich meine ...
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Abseits der Saison

Ich sah auf die Uhr am Handy und steckte es wieder weg. Der Bus hatte Verspätung. Nur Autos und Kombis kamen aus der Kurve. Die anderen an der Haltestelle starrten vor sich hin. Ich schob die Hände tiefer in die Hosentaschen. Es war scheiß kalt und beschissen früh. Die Sonne musste sich irgendwo da hinter dem Gebäude verstecken, hinter den dicken Wolken. Es würde hoffentlich nicht auch noch regnen. Kalt, mit in die Wangen und Ohren beißendem Nordwind, reichte vollkommen. Noch Regen wäre einfach ...
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Der Busfahrer

Ich stand an der unscheinbaren Bushaltestelle in der Nähe meines Cottbusser Studentenwohnheims. Kälte schnitt mir Wolken aus der Lunge und ich dachte daran, dass ich für den Winter bald eine dickere Jacke, am besten einen Mantel brauchen würde. Noch reichte die blaue Windjacke, weil es kurz vor sieben Uhr morgens war und am Nachmittag die Sonne den Wind anwärmte. Einer meiner Arbeitskollegen, der mich jeden morgen an der Haltestelle begrüßte, trug noch ein Hemd, als wolle er es niemals ablegen. ...
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Ein gedanklicher Monolog

Tanzende Schatten ergossen sich über den grobkörnige Asphalt gleich dunkel zerfließendem Wein. Irgendwo wurde ein Knallen laut, das Fallen eines Steines in die Welt hinausrufend; ein überflüssiger Klang in paranoide Ohren gehaucht. Seine Augen verfingen sich in der labyrinthenen Kaskade aus leeren Fenstern, Türen, Treppen und Toren, seine Gedanken zappelten im Netz der Sensationen des Tages. Die Nacht trank gierig die matte Milch der Straßenlaternen. Er wollte schreien, aber die hässliche Stille ...

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